Zeit: 13. Mai 1940, Pfingstsonntag Abend
Ort: Waldenburg im Baselbieter Jura.

   

      

Eine seltsame Erscheinung
Am Abend, nach Eintreten der Dämmerung, zwischen 9.30 Uhr und 9.40 Uhr, ist in Waldenburg (Waldenburg) und Umgebung ein Wolkengebilde am Himmel erschienen, das aussah wie eine Hand mit fünf Fingern. Diese Erscheinung viel zeitlich zusammen mit Vorbereitungen der Deutschen Wehrmacht am Südfuss des Schwarzwaldes. Die geplante Invasion der Schweiz (zunächst Besetzung der Täler am Jura-Nordfuss) wurde am anderen Tag jedoch nicht gestartet; aus Berlin kam der Befehl zum Rückzug. Die Schweiz blieb von der Besetzung durch Hitlerdeutschland verschont. Die Erscheinung der segnenden, beschützenden Hand wurde später Bruder Klaus zugeschrieben.
     Für die Echtheit dieser Erscheinung spricht, dass Waldenburg zu der Zeit ein Ort mit fast ausschliesslich evangelisch-reformierter Bevölkerung war; Bruder Klaus war den wenigsten bekannt. Mehrere Menschen – darunter auch Soldaten – konnten aber das Ereignis beschreiben, auch die Form der Hand: dünne, bleiche Finger, gegen Norden ausgestreckt, segnend, schützend, abwehrend. Die Zeugen (ausser der Gymnasiast Marcel Gautier) sagten, es sei eindeutig keine Wolke sondern eine Hand gewesen. Wessen Hand, wusste sie jedoch nicht.
     Zu dieser Zeit war viel Hektik im Städtchen am Oberen Hauenstein zu beobachten: Militärfahrzeuge bewegten sich nordwärts. Andererseits flüchteten vermögliche Leute aus Basel in Richtung Süden. In der ganzen Schweiz war eine grosse Angst vor einer Invasion durch die Deutschen. – Der aus dem schaffhausischen Ramsen stammende Kirchenmaler Albin Schweri versuchte das Ereignis von Waldenburg in der Wallfahrtskirche von Melchtal Obwalden festzuhalten (siehe Abbildung).

Was hat Bruder Klaus mit Waldenburg zu tun?
     Von Heiligen sagt man, dass sie Wunder wirken können, und zwar dort, wo sie lebten. Es ist dann so, als ob irgendwie die Zeit angehalten, bzw. ausser Kraft gesetzt wird. Es gibt dann sozusagen eine Gleichzeitigkeit des Heiligen mit unserem Leben. Heilige leben in der Zeitlosigkeit. Was aber hatte Bruder Klaus mit Waldenburg am Nordfuss des Oberen Hauenstein zu tun?
     Am 16. Oktober 1467 verliess Bruder Klaus seine Familie im Flüeli. Was wollte er? Wohin wollte er? - Seine Absicht war, als Pilger von einer Wallfahrtstätte zu anderen zu reisen. Die Quellen geben nur einen Ort an: Liestal. Kurz vor dieser Stadt, die er plötzlich in Rot getaucht sah. – Woher kam er genau? – Als er von zu Hause wegging, zog er ziemlich sicher nicht nach Luzern sondern über den Brünig. Dann besuchte er die Beatus-Höhlen und marschierte nordwärts nach Büren an der Aare (neben Einsiedeln früher der wichtigste Marien-Wallfahrtsort in der Schweiz). Vermutlich besuchte er auch noch die Verenaschlucht bei Solothurn. Später wollte er nordwärts wandern und den Jura möglichst auf leichte Weise überqueren, und zwar auf der alten Römerstrasse, von Oensingen durch die Klus nach Balsthal, hinauf nach Holderbank und Langenbruck, dann wieder hinab nach Waldenburg. Von hier muss Bruder Klaus noch etwas hinabgewandert sein bis kurz vor Liestal. Hier kehrte er erschreckt um – die Stadt schien ihm wie in ein Rot getaucht (Sachsler Kirchenbuch, Quelle 053) – und wanderte sofort wieder den gleichen Weg zurück. Noch auf der Nordseite des Hauensteins hatte er ein weiteres visionäres Erlebnis, als er sich in der Nacht in einer Wiese zum Schlafen niederlegte. Es war als ob man ihm mit einem Messer den Bauch öffnete, und gleichsam ein Seil zog ihn wieder zurück nach Obwalden.
     Bruder Klaus war im Herbst 1467 wirklich in Waldenburg. Und zeitlich versetzt, über jeglicher Zeit, hatte er hier ein «rotes» Unglück – den Krieg – von Liestal und der übrigen Schweiz abwenden können.
    

Das Schweigen der Kirche
     Am Freitag nach Pfingsten, 17. Mai 1940, berichtete das «Basler Volksblatt» über das Ereignis in Waldenburg. In Basel las dies der Förderer des Bruder-Klausen-Bundes, Robert Greter-Stückelberger. Dieser telefonierte sogleich nach Sachseln und sprach mit dem damaligen Bruder-Klausen-Kaplan Werner Durrer. Dessen Notiz: «Leute erzählen, Soldaten hätten dieser Tage in den Lüften zwei verklärte Hände beobachtet. Wir untersuchen nicht, ob diese Geschichte auf Wahrheit oder Täuschung beruht. Wenn ja, dann hält Bruder Klaus wie vor 450 Jahren seine heiligen Hände schützend vor das Schweizerland.» Greter wurde von Kaplan Durrer beauftragt, Zeugen unter Eid zu befragen und ihm die Ergebnisse zu melden, jedoch mit der ausdrückliche Mahnung, «dass wir äusserst kritisch und vorsichtig vorgehen müssen und nur restlos die volle Wahrheit weitervermitteln wollen. Es würde ja der Bruder-Klausen-Verehrung viel mehr schaden als nützen, wollten wir irgendwie unsichere Vermutungen als feste Tatsachen hinstellen.» Es wurden so 32 beglaubigte Zeugenaussagen festgehalten.
     Werner Durrer war von Amtes wegen zunächst zurückhaltend und zögerte, die Glaubwürdgikeit zu bejahen. Abschliessend hielt er jedoch fest: «Nach dem denkbar kritischen Vorgehen und nach genauer Kenntnis der Sachlage, nach persönlicher Fühlungnahme mit den Zeugen und dem vollen Bewusstsein meiner Verantwortung, nach reiflicher Überlegung und unterstützt vom Gebete vieler wage ich es, soweit mir in dieser Frage ein Urteil zusteht, für die Echtheit dieser Erscheinung einzustehen. Sachseln den 18. Juni 1940. Sig. Kpl Werner Durrer.» Doch die offizielle katholische Kirche, volksfrömmigen Aberglauben witternd, schwieg dazu ebenso wie die übrige Schweizer Presse, ausser der Aescher-Volkszeitung, die ihren Bericht mit den Worten abschloss: «Der Katholik kann und darf an Wunder und Visionen glauben; aber er muss nicht.»
   
Vgl. hierzu auch: FACTS, Nr. 13/1997, 38: «Die Hand über der Heimat » von Martin Beglinger.
     
P. Mathias Graf, Beneditktiner von Einsiedeln, Pfarrer in Bennau, setzte sich besonders dafür ein, dass dieses Stück aus der Geschichte um die Schweiz im Zweiten Weltkrieg nicht in Vergessenheit geriet, so besonders in seiner Broschüre «Wer rettet heute unsere Heimat?» (Hrsg. Pfarramt Bennau SZ).
   
Schlussfrage: Was passt besser zu Bruder Klaus, die Zeitlosigkeit oder der Jahr-2000-Rummel?

     


       

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